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Wir besprechen einen Einzelwert: Die Intel Aktie. Mich erreichen in letzter Zeit viele Fragen zu der Aktie, da sie aktuell wieder sehr schwächelt. Vor ein paar Jahren war sie einer meiner Favoriten und ich habe sie gerne empfohlen, mit dem Gefühl, der Wert würde sich gut und gerne verdoppeln. Tatsächlich ist auch genau das eingetreten – bis jetzt. Aktuell steht die Intel Aktie wieder bei 20 Dollar und damit stellt sich einmal mehr die Frage, ob man die Intel Aktie noch kaufen sollte oder lieber nicht. In dieser Folge bekommst Du einen Überblick über die Analysten-Meinungen, die Indikatoren und meine persönliche Einschätzung anhand der Entwicklungen in den letzten Jahren.
Dieser Podcast dient keiner Kaufempfehlung. Für welche Werte Du Dein Geld ausgibst, bleibt allein Dir überlassen.
Auf diese Fragen bekommst Du in der Folge eine Antwort:
Schauen wir uns zunächst mal die Historie der Intel Aktie an: Gegründet in den 80er/90er Jahren war das Unternehmen jahrelanger Weltmarktführer und auch die Aktie rannte und rannte – bis 2001 der Dotcom Crash die Techwelt auf den Kopf stellte. Danach hatte die Aktie immer mal Hochs und Tiefs; erfolgreichen Techwerten gemäß kam sie bisher aber immer wieder auf die Beine. Nach dem Crash kannte sie von 2009 bis 2021 zumeist nur einen Weg: von 10 Dollar bis auf 70 Dollar geradeaus nach oben.
Als ich 1993 an der Börse angefangen habe, gab es genau zwei große Konzerne in dem Bereich: Intel und AMD. Mittlerweile ist eine ganze Reihe weiterer hochklassiger Technologiekonzerne hinzugekommen, daher ist die Frage durchaus berechtigt, ob man die Intel Aktie noch kaufen sollte oder nicht. Richtig Weltmarktführer ist Intel heute nicht mehr, dafür ist die Konkurrenz zu groß und auch das Thema KI macht dem Konzern zu schaffen. Man verschläft den Trend zwar nicht, dennoch braucht es Zeit, sich auf die neuen Gegebenheiten an den Märkten einzustellen.
Wenn wir uns die Einschätzungen der Analysten mal ansehen, gibt es natürlich Bewertungen in allen Bereichen. Das aktuelle Kursziel der Aktie liegt bei 20 Dollar. Einige der Analysten haben ein Kursziel von 100 Dollar, andere wiederum nur eines von 17 Dollar – damit gibt es Unterschiede von +400 % bis -15 %. Ich habe mir daher “nur” 47 Werte näher angeschaut und bin zu folgendem Ergebnis gekommen:
Für das aktuelle Quartal 3/24 liegen die geschätzten Umsatzwerte mit 13,5 Milliarden Dollar sogar noch unter den Analystenschätzungen. Allerdings muss man dennoch das Ganze betrachten – 13 Milliarden IM QUARTAL sind immer noch stolze 50+ Milliarden Dollar Umsatz im Jahr. Daher macht es an der Stelle Sinn, sich auch Dinge wie Cashflow und Schulden anzuschauen.
Die aktuelle Dividendenrendite liegt übrigens bei 3,58 % und sieht damit nicht allzu schlecht aus.
Der materielle Buchwert von Intel wird auf ca. 83,4 Milliarden gesetzt. Das Verrückte daran: Aktuell ist auch die Marktkapitalisierung bei genau diesem Wert.
An der Börse wird immer der aktuelle Stand bewertet, aber auch ein Stück weit die zukünftige Entwicklung. In der Regel sind die Unternehmen an der Börse also ein bisschen höher bewertet. Es ist sehr selten, eine Aktie von solch einem Wert zum tatsächlichen Marktwert zu kaufen.
Intel hat im letzten Jahr einen Umsatz von rund 54 Milliarden Dollar gemacht, mit einem Gewinn von immerhin noch 1,7 Milliarden. Hier muss man aber sagen, das war auch schon mal deutlich mehr. Forbes 2000 sagt dazu dennoch, Intel sei immer noch eins der 500 weltweit größten Unternehmen – was eine durchaus positive Bewertung ist.
Das Thema Internet von damals erinnert mich übrigens immer ein bisschen an die KI-Situation von heute: Damals ist Cisco Systems beispielsweise so gerannt, wie eine Nvidia heute – und nach dem großen Crash nie wieder auf die Beine gekommen. KI wird die Welt so verändern wie das Internet und ich glaube, dass auch die KI-Werte eine ähnliche Entwicklung wie die Internetwerte von damals durchleben werden.
Intel hatte in den letzten Jahren eher eine schwache Phase, daher habe ich die Aktie Ende 2022 gerne empfohlen. Wie ich vermutet hatte, verdoppelte sich die Aktie auch tatsächlich, bis jetzt, denn nun steht sie wie gesagt wieder bei 20 Dollar (im Vergleich zu 50 Dollar zu Jahresbeginn). Wenn wir auf die Indikatoren schauen, stehen diese aktuell eher auf (Wieder-)Einstieg.
Wenn wir uns die Aktie insgesamt mal anschauen, stellt sich natürlich auch die Frage, ob da nicht vielleicht ein Totalverlust oder eine Insolvenz drohen könnte – oder ob das Ganze als einmalige Investmentchance zu betrachten ist. In den Quartalszahlen hat Intel ja aktuell ⅓ des Wertes verloren.
Hinter den Kulissen ist Intel vor allem auf Rechenzentren und PCs spezialisiert. Doch das Unternehmen hat es noch nie in der Geschichte so versemmelt wie jetzt – eben mit diesem ⅓ Wertverlust. Aber schon Finanzbaron Rothschild sagte einst: “Es ist Zeit zu kaufen, wenn Blut auf den Straßen fließt.” Was machen wir also aus der aktuellen Situation? Die Intel Aktie kaufen oder nicht?
Es gilt, was immer gilt: Schau Dir die Zahlen, Daten, Fakten an.
Die Geschäftsmodelle von Intel lassen darauf schließen, dass es eigentlich 6 Hauptgeschäftsbereiche gibt, aufgeteilt in 2 Kernsegmente und einen kleineren Wachstumstreiber. Client Computing macht rund 50 % des Gesamtumsatzes aus. Der Kernbereich Data Center mit über 30 % schließt daran an – womit allein diese beiden Bereiche schon 80 % des Gesamtumsatzes decken. Network & Edge machen ca. 13,34 % aus. Das Mobile Eye mit 3 %, die Intel Found Reservices decken rund 0,7 % und die Nano-Bereiche 2 % ab.
Beim Mobile Eye gibt es nicht nur das Thema der Halbleiterbranche, sondern man hat im Jahre 2017 den Pionier Mobile Eye übernommen. Damit wollte man sich im Bereich “Autonomes Fahren” positionieren. Für mich ist das ein sehr spannender Bereich, denn es sollte so ein Upgrade ermöglicht werden, das – anders als bei Tesla – als Add-on autonomes Fahren ermöglichen sollte. Mittlerweile hat Intel die Anzahl der Mitarbeiter von 750 auf über 2000 verdreifacht. Es ist auf jeden Fall ein Zukunftsmarkt für alle Tech-Konzerne. In Deutschland und Europa dauert das Ganze aufgrund der ganzen rechtlichen Geschichten (wer haftet, wenn das Auto voll-autonom jemanden umfährt?) aber etwas länger.
KI ist ebenfalls ein ganz großer Bereich. Intel hat dort mit IDM 2.0 einen großen Wendepunkt geschaffen. In diesem Bereich wird sehr viel investiert – bis 2025 soll es die zweite Generation geben, wenn das gelingt, könnte Intel tatsächlich den Vorsprung von beispielsweise Samsung wieder ausgleichen oder die Konkurrenten sogar überholen.
Mit so hohen Investitionen von 125 Milliarden (25 davon jährlich wiederkehrend) stellt sich natürlich auch die Verschuldungsfrage – doch für mich gibt es schlaue und dumme Schulden. An dieser Stelle wird das Geld zumindest nicht zum Fenster rausgeworfen, dennoch ist eine so hohe Summe schon ein deutliches Risiko, solange über KI noch nicht anständig Geld wieder reingeholt wird, und es wirklich nur eine reine Investition in die Zukunft ist.
Verschuldung ist übrigens gemeinhin ab einem Wert von über 0,5 kritisch zu betrachten. Intel lag Ende 2022 bei einem Verschuldungsgrad von 0,72, in 2023 sogar bei 1,94 und in diesem Jahr vielleicht sogar bei fast 3,5. Das bedeutet übersetzt, dass die Verschuldung 3,5 mal so hoch ist wie das jährliche Debita. Was, wie gesagt, ein erhebliches Risiko darstellt bzw. darstellen würde, wäre es nicht sinnvoll investiert.
Die Seite des Cashflows sieht ebenfalls seit 2022 (bis vermutlich 2025) negativ aus, klar, wenn so viel investiert wird. Schlaue Schulden sind es an dieser Stelle also nur, weil auf eine gut funktionierende Umsatz-Maschinerie für die Zukunft gebaut wird.
Ein abschließender wichtiger Fakt zu Intel: Man kann keine Prozessoren ohne CPU betreiben – hier hat Intel einen ganz wichtigen Bereich nach wie vor in der Hand.
Ich gebe Dir wie immer keine Kaufempfehlung, aber ich möchte Dir anhand der dargelegten Fakten meine Einschätzung geben:
Kurz gesagt: Intel ist eine interessante Beimischung für ein gut diversifiziertes Portfolio mit Longterm-Strategy.
Wenn Du noch Fragen hast, dann melde Dich gerne jederzeit.
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