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Ich freue mich sehr, auch in diesem Jahr mit dem bekannten Börsenexperten Robert Halver zu sprechen. Auch heute wirst Du sehr viel Wissen mitbekommen in einem Gespräch, das uns beiden zur lieben Gewohnheit wurde. Eines steht schon fest: Bei unserem Talk im nächsten Jahr werden wir uns duzen!
Doch zunächst die wichtigen Fragen und Antworten dieser Podcast-Folge:
Da hat der Experte eine klare Meinung: Das letzte Quartal wurde besser als erwartet. Diverse Krisen mildern sich, vor allem an der Inflationsfront, auch wenn er keine komplette Entwarnung geben will. Als Rheinländer sagt Robert Halver mit einem Schmunzeln, man müsse dem Herrgott auch für die kleinen Kartoffeln dankbar sein. Er blickt dabei auf das geschickte Marketing der Notenbanken, wo der Weg das Ziel ist. Denn beim Leitwolf der Märkte, der US-Notenbank FED, sieht er keine radikale Zinserhöhung. Die letzten Zinserhöhungen müssen erst wirken – wenn man da zu viel macht, macht man auch zu viel kaputt.
Noch liegt sie bei rund 10 %, was viele Bürger mit den Worten quittieren werden: Das ist noch immer krass hoch. Robert Halver bestätigt das auch: Beim Einkaufen merkt man es deutlich. Doch die Spitze ist weg, die Bugwelle gebrochen. Schon jetzt sind die Rohstoffpreise runter, das sieht man an Gas- und Strompreisen. Auch das werden wir im Frühjahr erleben: Wir laufen bis Februar in eine Entspannung der Rohstoffpreise sagt Robert Halver, und das hilft natürlich gegen die Inflation. Zu Bedenken gibt er, dass Öl ein hoch politisches Vehikel bleibt. Die OPEC wird nicht mehr den gleichen Fehler machen wie zu Beginn der Corona-Krise, als der Ölpreis an den Terminbörsen unter Null fiel. Öl bleibt wohl auf dem Preisniveau und wird nicht spottbillig werden.
An diesem Punkt sieht Robert Halver das größte Fragezeichen in China. Dort herrscht steigender Unmut der Bevölkerung über die restriktiven Covid-Maßnahmen, dazu kommt die Immobilienkrise. Möglicherweise könnte die Lehman-Pleite dagegen ein Kindergeburtstag sein. Die Binsenwahrheit ist aber: China ist systemrelevant für die Weltwirtschaft. Wenn die Null-Covid-Strategie bleibt, wird nicht so viel produziert, wie es die Nachfrage der Welt verlangt. Dazu weigern sich die Chinesen, westliche Impfstoffe zu benutzen. Aus diesem Grund hat das Land nicht die Herdenimmunität wie bei uns. Das ist ein Handicap für die Weltwirtschaft. Robert Halver hofft, dass die Chinesen klug genug beraten sind, bei der Null-Covid-Strategie etwas sanftmütiger vorzugehen und ihre Lieferketten einigermaßen stabil halten. Daher ist für ihn die Jahresendrallye noch nicht zu Ende. Er würde aber gerne etwas mehr Fleisch am Knochen sehen.
Grundsätzlich ist Robert Halver optimistisch. Allerdings hat er bei manchen Unternehmen in der Berichtssaison auch mal Schmerzen verspürt. Er sieht das erste Halbjahr 2023 noch etwas volatiler, im zweiten Halbjahr werden wir Schwung aufnehmen. Weil da die Zinsangst vorbei ist, die Konjunktur stabilisiert, und China seine Null-Covid-Strategie aufgeweicht hat. Das reicht dann definitiv aus, um die Märkte zu unterstützen.
Da verweist der Börsenexperte darauf, Substanz zu kaufen. Glücklicherweise ist man in Deutschland und Europa mit Value Werten gesegnet, auch wenn die Wirtschaftspolitik der letzten 20 Jahre den Hightech-Sektor missachtet hat. Dafür sind wir im konjunkturzyklischen Bereich gut aufgestellt mit tollen Patenten zum Klimaschutz. Und ganz wichtig: Drei Jahre lang ist nicht viel Geld in Anlageinvestitionen angelegt worden. Das ist ein Vakuum, das genutzt wird – und die Unternehmen, die das können, sind in Deutschland. Robert Halver sieht dadurch sogar eine Sonderkonjunktur, welche die allgemeine Konjunktur stützen kann. Auf einen kurzen Nenner gebracht drückt er es so aus: Deutschland wird weiter dafür sorgen, dass die Drehbänke weltweit laufen.
Auch da zeigt Robert Halver klare Kante: 16.000 Punkte sind machbar. Nicht ganz so entspannt sieht er die Sache mit dem Euro. Durch die Paritätstheorie geht das Geld dorthin, wo es die höchsten Zinsen gibt. Dafür müsste das europäische Schiff in allen geopolitischen Fragen flott werden, doch es gibt zu wenig Konsens: In Immigrationsfragen, in Steuerfragen, in Wirtschaftsfragen – bei alldem wird Europa langfristig nicht im entferntesten an Amerika heranreichen. Die USA fahren eine brutal-egoistische Industriepolitik: Mit besseren Strom- und Gaspreisen, mit weniger Bürokratie, mit besserer Netzqualität, kurz: Mit der ganzen Palette wirtschaftlicher Annehmlichkeiten. Und das in Zeiten, in denen bei uns manche Wirtschaftspolitiker sogar der Meinung sind, dass die Wirtschaftsschrumpfung gesund sei. Das ist nach Robert Halver an Absurdität nicht mehr zu überbieten. Und auch nicht gut für den Euro. Man muss klar erkennen: Joe Biden ist in dieser Hinsicht wie Donald Trump, nur in netterer Form. Aus diesem Grund würde Robert Halver gerne die Zeiten von Ludwig Erhard wiederbeleben, um den Kapitalismus konsequenter anzupacken.
Auch hier hat mein Gast eine klare Meinung: Europa kann mit seinen starken Industriewerten profitieren, wenn mehr in Klimaschutz investiert wird. Dazu gibt es den Nachholeffekt im Anlagenbau. Bei den Schwellenländern machen Thailand, Indonesien und Südkorea einen tollen Job, doch der Starrsinn der chinesischen Regierung überschattet es. Deshalb sieht er bei Investitionen dort lediglich eine Depotbeimischung. Kernmärkte bleiben Europa und USA, wobei Amerika vor allem im Hightech-Bereich punktet.
Für Robert Halver steht fest: Putin hat so viel Reputation und Geld verloren, weil nichts teurer ist als Krieg zu führen. Aus diesem Grund würde er diese Entscheidung heute nicht mehr so treffen. Er hofft auf informelle Gespräche zwischen den Ländern und nennt als Vorbild die Zeit, als Konrad Adenauer mit Russland über die Rückkehr deutscher Kriegsgefangener verhandelte. Gelänge allein eine Situation ähnlich wie in Südkorea und Nordkorea, wäre eines der größten Handicaps für die Märkte beendet.
Nach Robert Halvers Meinung wäre man in Deutschland und Europa schnell bereit, mit Russland wieder Geschäfte im Bereich der Rohstoffe zu machen. Auch wenn das momentan nicht vorstellbar und mit Putin auch nicht möglich ist. Doch im Augenblick kriechen wir auf allen Vieren, um von autoritären Staaten Flüssiggas zu bekommen – deshalb wird sich der Pragmatismus schnell durchsetzen. In der Zwischenzeit ist er dafür, die Ukraine weiterhin mit Waffen zu versorgen, damit jeder nach dem Krieg sagt: Sowas nicht wieder! Das gilt für Robert Halver auch bezüglich China und Taiwan.
Seine Favoriten liegen deutlich im Hightech-Sektor und bei Value Werten mit Substanz.
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